Ein festlicher Sonntag mitten in der Fastenzeit, der feierliche Kirchgang in schöner alter Gmundner Tracht und das anschließende Verschenken der Lebzelten. So beginnen die meisten Geschichten über den Liebstatt-Sonntag. Hinzuzufügen wäre jetzt noch: Ein Wetter, wie für dieses Wochenende bestellt und passend zur erfreulichen Nachricht, die der Obmann des Trachtenvereins „Traunseer“ an die zahlreichen Besucher der Traunseestadt überbringen durfte.
Mit großer Freude verlas er das Schreiben der UNESCO Kommission, das ihm vor wenigen Tagen zugesandt wurde: Die Öst. UNESCO Kommission freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass der Fachbeirat in seiner Sitzung am 19. März 2014 die Aufnahme Ihres Antrages „Liebstattsonntag in Gmunden“ in das Österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes befürwortet hat.
Dieser eine Satz ließ die aufwendige Arbeit, die bis zur Einreichung der Unterlagen nötig war, vergessen.
Es war dem Trachtenverein „Traunseer“ sehr wichtig, diesen Brauch so weit als möglich – belegbar – zurück zu verfolgen und es gelang sicher nicht schlecht:
Sie können nachweisen, dass die auf dem Brauch basierende Corpus Christi Bruderschaft bis mindestens 1788 ihren Bestand hatte.
1846 findet man schon wieder eine Erwähnung in einer Lektüre aus dem Kaiser Verlag vom österreichischen Schriftsteller Dr. Rudolf Gustav Puff. Er schreibt über den „Liebstattlsonntag“, das an diesem 4. Sonntag nach Lätare alte Liebe aufgesagt oder mit einem Geschenk (Schmuck oder Kopftuch) und einem Glas Met diese wieder für ein Jahr bestätigt wurde.
Ab diesem Zeitpunkt gibt es laufend Nachweise über den Bestand dieses Brauches in Gmunden, in Form von Abhandlungen und Chroniken, sowie Artikeln und Inseraten im damaligen Gmundner Wochenblatt und in den Salzkammergut Zeitungen.
Wie so vieles im Leben, machte auch dieser Brauch im Laufe der Zeit einen Wandel durch. Es war ein „Auf und Ab“, das natürlich sehr von der Zeitgeschichte unseres Landes abhängig war. Herrschte 1856, wie ein Bericht aus dem damaligen Gmundner Wochenblatt erzählt, am Stadtplatz reges Treiben, so wurde zwischen den Weltkriegen der Liebstattsonntag eher im kleineren Kreise, in den Gasthäusern und Vereinen gefeiert.
Es war der damalige Obmann und Vereinsgründer des Trachtenvereins „Traunseer“ Franz Bogner der 1946 wieder begann, diesen schönen alten Brauch zu beleben. Und es ist ihm gelungen. Heute ist es ein Brauch, der nicht nur von Einheimischen, sondern auch von sehr vielen Gästen geschätzt wird.
Der Liebstattsonntag 2014 war sicher ein Besonderer für Gmunden und für die „Traunseer“ und das herrliche Wetter ein Geschenk des Himmels.
Am Freitag besuchte Obmann Franz Wolfsgruber die Volksschule Traundorf, begleitet von Bauer Elisabeth und Greti Wolfsgruber und von einem Fernsehteam von „Land und Leute“. Es war eine Freude zu sehen, wie sich die Kinder auf diesen Tag vorbereitet hatten. Sehr viele von ihnen kamen in Tracht, ebenso die Lehrkräfte. Das Foyer war geschmückt mit Herzen und einem „Herzlich Willkommen“ Gruß.
Erfreulich war auch die „Liebstattfeier mit Tanz“ beim „Hois´n“. Sie war sehr gut besucht und das „Salzkammergut Trio“ brachte gute Laune und Stimmung.
Am Samstag stehen bei den „Traunseern“ die sozialen Einrichtungen im Mittelpunkt. Seit dem Jahre 1977 besuchen die Goldhaubenfrauen, in den letzten Jahren auch Herren in der Bürgertracht, das Krankenhaus und die Senioren- und Pflegeheime um dort ihre Liebe abzustatten. Der Nachmittag klingt dann, mittlerweile auch schon seit 15 Jahren, mit einer Liebstattfeier für den Öst. Zivilinvalidenverband aus.
Der Sonntag ist dann der Höhepunkt mit dem Kirchgang und dem Verschenken der mitgebrachten Herzen an Freunde und Gäste der Stadt.