Endlich war es wieder so weit: Die Österreichische Trachtenjugend lud Ende Mai im Rahmen des alljährlichen Bundesjugendseminars zu Volkstanz, Plattlern, Brauchtum und Gaudi. Austragungsort war heuer das Landesjugendheim in Losenstein im Steyrtal/Oberösterreich. Groß war die Wiedersehensfreude unter den „alten Hasen“ der Teilnehmer, für die das Seminar bereits ein Fixpunkt im volkstümlichen Jahreskreis ist. Wie schon in den letzten Jahren bemühte sich der jeweilige Landesjugendreferent (Stefan Aigner) in Kooperation mit der ÖTJ, um die Erstellung eines attraktiven Programmes. Diese Mühen ernteten nicht nur das Lob der „Routiniers“ sondern auch zahlreicher „Rookies“.
Mehr als zwanzig junge, motivierte Dirndln und Burschen aus ganz Österreich gaben sich am Mittwochabend bei der ersten Tanzeinheit die Ehre. Unser Tanzleiter Anton Etzelstorfer und seine Tanzpartnerin Traudi Barth starteten gleich mit dem Einstudieren der Tänze für unseren geplanten Auftritt am Samstag. Die Landler, brachten uns schon fürs erste gleich gehörig ins Schwitzen. Vor allem das – in Oberösterreich übliche – Landler-Singen verlangte uns einiges ab.
Nachdem einige Teilnehmer erst verspätet anreisen konnten, folgte am Donnerstagvormittag die offizielle Vorstellungsrunde. Anschließend ging es gleich mit den Tanzeinheiten weiter. Der Mollner gab uns anfangs ein paar Rätsel auf. Handhaltung, Dreher, etc. waren nicht immer gleich für jeden verständlich. Und auch hier „fuchste“ uns vor allem das Singen: Nicht nur, dass die Texte einfach nicht in unsere Köpfe wollten, es gab leider auch so einige sprachliche Hindernisse. ?
Am Nachmittag stand für die Burschen Platteln auf der Tagesordnung. Dafür reisten extra die Voigasplattler aus Pichl (OÖ) an. Auch hier war es spannend zu sehen, wie viele verschiedene Arten zu Platteln es gibt, denn jedes Bundesland hat eigene Schlagtechniken und Haltungen. Auf der Autobahn und der Linzer Bua wurden in einer Choreografie einstudiert.
Die Mädels konnten inzwischen beim Frisurenflechtkurs wertvolle Ratschläge für die Flechtfrisur zur Tracht sammeln. Zwei Frisörinnen hatten alle Hände voll zu tun, jede von uns bei den Steckfrisuren anzuleiten. Ohne größere Blessuren von Glätteisen, Lockenstab und Stielkamm konnten die wunderschönen Frisuren unseren Tanzpartnern schließlich vorgeführt werden. Nach dem Abendessen zog uns die Ruine von Losenstein bei einem gemütlichen Lagerfeuer in ihren Bann.
Mit der „Karretta“ (vorarlbergerisch für Schubkarren) gefüllt mit Getränken und Feuerholz marschierten wir bei Sonnenuntergang Richtung Ruine. Bei viel Witz, Tanz und Gesang (wir mussten ja noch unsere Gstanzl für die Tänze festigen) war die Stimmung ungebrochen. Auch unser Obmann, Rudi Hackl, sang kräftig mit und unterstützte unser Tun.
Am Freitag besuchte uns Günther Kreutler und zeigte uns das Peitschen-Schnalzen. Nicht jeder traute sich, das 6 Meter lange Seil zu schwingen, und es war auch keineswegs leicht. Mutig kämpften die Dirndln und Burschen mit den Seilen, die sich sehr aggressiv gegenüber jeglichen eigenen Körperteilen verhielten. Im wahrsten Sinne des Wortes „halsbrecherisch“ ging es dabei zu. Der ein oder andere lernte dann aber doch noch das Ungetüm zu zähmen und entlockte der Peitsche schließlich einen Knall. Um ein paar Blessuren reicher ging es zum etwas weniger gefährlichen Mittagessen.
Beim Geocaching am Nachmittag wurden unsere Navi- und Geografiekenntnisse auf die Probe gestellt. Aufgeteilt in drei Gruppen galt es, auf der Hohen Dirn, dem Hausberg von Losenstein, und auf der Ruine Aufgaben zu bewältigen, aus denen sich schließlich die Koordinaten für die Caches ergaben. Unsere ÖTJ-Mama Elfriede Schweikardt hatte die Caches gemeinsam mit ihrer Tochter Ann-Christin Holzinger einige Tage zuvor eigens erkundet. Motiviert suchten dann ein paar Steirer, Kärntner und Vorarlberger nach den Caches. Die Gruppe bei der Burgruine plagte sich jedoch am meiste – ihr Cache war unauffindbar – da war wohl jemand schneller. Jedoch war mit einem Trostpreis schnell gedient. Alle Gruppen trafen sich nun auf der Hohen Dirn.
Am Wegesrand zur Hohen Dirn stand ein von weitem sichtbarer Bagger. Die erste Gruppe wollte auf seinem Dach tanzen und ein Foto machen, dies konnte aber Gruppenbegleiterin Ann-Christin verhindert. Auch Gruppe zwei wäre gern über den Bagger hergefallen. Diesen Versuch hat Gruppenbegleiter Stefan Aigner vereitelt.
Die ambitionierteste Gruppe hat schließlich den Baggerschlüssel gefunden. Die Baggerfahrt hätte beginnen können! Gäbe es da nicht die ÖTJ-Mami, die uns bemerkenswerterweise seit Jahren bei (Gott sei Dank nur fast) jedem Schabernack erwischt… Egal – mit dem Bagger hatte so jede Gruppe ihre kleine, wenn auch nur von kurzer Dauer, währende Freude.
Eine weitere Aufgabe der drei Gruppen, war ein Fotowettbewerb. Das Bild der jeweiligen Gruppe sollte die Natur, Volkstanz und das ÖTJ-Logo beinhalten. Über das beste Bild wurde dann auf unsere Facebook-Seite abgestimmt.
Als letzte Aufgabe stand dann noch das „Schlapfen-Werfen“ an. Wo alle Gruppenmitglieder ihre Zielsicherheit unter Beweis stellen konnten.
Nach der Wanderung freuten wir uns alle auf den bevorstehenden Grillabend. Die darauffolgende Tanzeinheit entledigte uns der Kalorien wieder… Die Spannung stieg zu späterer Stunde nochmal, als es zur Preisverleihung kam. Zu gewinnen gab es Brot, Wurst und Schokolade.
Die Generalprobe am Samstag forderte noch einmal unsere vollste Aufmerksamkeit. Schließlich ging es mit dem Bus Richtung Kremsmünster, wo wir auf der Landesgartenschau auftreten sollten Mit unserem Auftritt lockten wir die Besucher zur Bühne, bis die Sitzplätze fast alle vergeben waren. Als einige Kinder voller Begeisterung vor der Bühne sich von der Musik mitreißen ließen und zu tanzen begannen, wurde uns nochmals bewusst, wie wunderbar lebendig unser Brauchtum ist. Genau so soll Volkstanz sein: mitreißend und auch die Jugend verzaubernd.
In der Pause vor unserem zweiten Auftritt sorgten wir im Schlossgastgarten für Stimmung. Die Werbung im Gastgarten hatte anscheinend Früchte getragen. Tragisch nur, dass uns plötzlich ein kollektiver Stimm- und Gedächtnisverlust ereilte. Als die Gstanzl, zunehmend leiser wurden, wurden auch die Tänzerinnen und Tänzer zusehends unsicherer. Beim Mollner ließen wir schließlich voll der Überzeugung im Recht zu sein einen kompletten Tanzteil aus. Gott sei Dank schlossen sich alle Tanzpaare kurzerhand dem nächsten Teil an und auch unser toller Ziehharmonikaspieler zog dabei voll mit. Profis können eben auch mit Imponderabilien gut umgehen. Nachsatz: Ausgerechnet der fehlende Tanzteil hätte aber das Singen beinhaltet. Schicksal? Zufall? Berechnung? Bei unserem Tanzleiter haben wir uns auf jeden Fall ausgiebig entschuldigt.
Der Abschlussabend sollte es noch einmal so richtig in sich haben. Bei lauer Sommerluft und teils barfuß auf den Pflastersteinen im gemütlichen Gastgarten tanzend. Unsere Musikanten spielten sich quer durch die österreichischen Tänze, Am Sonntag, zeitig am Morgen, hat uns Günther Palko dann ohne Rücksicht auf die müden Gebeine mit seiner Ziehharmonika aus den Betten gespielt.
Den Vormittag widmeten wir uns der Zukunft der ÖTJ. Ideen für die Gestaltungsmöglichkeiten der nächsten Seminare wurden zusammengetragen. Auch eine Whats-App-Gruppe mit dem klingenden Namen „E.D.Ö.G – Erhaltung der österreichischen Gmiatlichkeit“ wurde gegründet. Das Gruppenbild: Ein Bagger natürlich 😉
Nach dem Mittagessen war es schließlich Zeit aufzubrechen. Wenn der Abschied dann wie jedes Mal schwerfällt, dann weiß man, dass die Gemeinschaft die wir hier haben, etwas ganz Besonderes ist!
Bericht erst. Andrea Fürstaller, Andrea Silbitzer, Steffi Stemer.