RUND UM DEN MAIBAUM IN OBERÖSTERREICH

Der Maibaum muss ohne technische Hilfe, also händisch aufgestellt werden.
An den ersten und letzten drei Tagen darf der Maibaum gestohlen werden.
Beim Stehlen: Der Maibaum darf nicht umgesägt werden, sondern muss in seiner ganzen Länge entfernt werden.
Traditionelle Maibaumgesetze
(Siehe Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993, S. 67f.)

An den zentralen Plätzen in fast jeder Gemeinde Oberösterreichs steht ab 1. Mai der Maibaum, ein 20 bis 30 Meter hoher geschmückter Baum. Oberhalb des geschälten und entasteten Stammes ist ein grüner Wipfel („Kratz’n“, „Gressing“, „Grotz“) angebracht und zwei oder drei Kränze aus Reisig, die mit bunten Bändern geschmückt und mit Brezeln bestückt sind, hängen an seiner Spitze. Der Maibaum ist ein Lebens- und Fruchtbarkeitssymbol, früher tanzte man Volkstänze um ihn herum. Auch heute noch gibt es zahlreiche Bräuche rund um den Maibaum (Maibaumstehlen, Maibaum-Versteigern u.a.).

Meist finden am 1. Mai große Dorf- oder Stadtfeste mit Musik, Tanz, Essen und Kinderprogramm beim Maibaum statt. Im Rahmen dieser Feiern können sich beim Maibaum-Kraxeln die Jugendlichen in Kletterwettkämpfen messen. Um die Angelegenheit zu erschweren, wird der Stamm des Maibaums manchmal mit Seife eingerieben.
In den ersten und letzten drei Mai-Nächten (bzw. in den letzten drei Nächten, in denen der Maibaum noch steht, wenn er zu Pfingsten „geworfen“ wird) wird der Maibaum streng bewacht. Meist versuchen Gruppen benachbarter Gemeinden, den Maibaum des jeweils anderen Ortes zu stehlen und gleichzeitig ihren eigenen zu verteidigen. Der Tradition nach wird der gestohlene Maibaum mit größeren Mengen an Bier ausgelöst. Wenn man sich beim Maibaumstehlen oder -auslösen nicht an die lokalen Regeln hält, kann das zu Gerichtsprozessen führen.

Der 1. Mai gilt international als „Tag der Arbeit“ und ist in vielen Staaten der Erde ein gesetzlicher Feiertag. Die internationale Arbeiterbewegung bestimmte zu Ende des 19. Jahrhunderts diesen Tag als Feiertag für das Proletariat, anknüpfend an Massenstreiks am 1. Mai in den USA, in welchen die Reduktion der Tagesarbeitszeit auf acht Stunden gefordert wurde. Dieser ursprüngliche Kampftag wurde 1919 in Österreich als Staatsfeiertag eingeführt. Damit nahm man ihm seine politische Brisanz, nachdem er seit Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr zum arbeitsfreien Tag erklärt worden war.
Heute haben Mai-Umzüge und Veranstaltungen der verschiedenen politischen Gruppierungen städtisch-bürgerlichen Charakter, Mai-Kundgebungen mit ihren roten Fahnen, roten Nelken, Spruchbändern und Musik gelten als „rotes Gegengewicht“ zur Fronleichnamsprozession. (Siehe Ratzenböck, Anneliese und Euler, Andrea: Durchs Leben – durchs Jahr. Aktuelle Bräuche in Oberösterreich. Linz 2008, S. 81)

Ingrid Schuller

Quelle: http://brauchtumskalender.ooe-volkskultur.at/