Der heilige St. Veit Tat bitn um a Scheit;
Wan’s ins koan Scheid nöd göbt’s,
So mocha ma koan Sunwendfeur nöd!
Spruch der Holz sammelnden Jugend
(Zitiert nach Baumgarten, Amand P.: Das Jahr und seine Tage in Meinung und Brauch der Heimat.
Hg. von Adalbert Depiny. Linz 1927, S. 37)
Erst seit wenigen Jahrzehnten ist es üblich geworden, die Sommersonnenwende zum astronomischen Termin, dem 21. Juni, durch Feiern und Feuer zu begehen. Im europäischen Brauchtum wird aber nachweislich seit einem halben Jahrtausend der Vorabend des 24. Juni, die Johannisnacht als „hohe Sonnwend“ oder als „Mittsommertag“ gesehen.
Die Johannisnacht am 24. Juni fällt in die Zeit der Sommersonnenwende, wenn der Sonnenstand am 21. Juni den längsten Tag und die kürzeste Nacht des Jahres bedingt. Das Brauchtum dieser beiden Tage verschmilzt miteinander.
Seit jeher wird die Sommersonnenwende als mystische Zeit verstanden, die von weltlichen und religiösen Feierlichkeiten begleitet wird. Im Volksglauben wirken in der Johannisnacht besondere Mächte in der Natur, die alle Kräuter und Heilpflanzen mit besonderen magischen Kräften ausstattet. Aus Heilkräutern band man einen Kranz, der – über Türen und Fenster aufgehängt – vor den Dämonen in dieser Nacht schützen sollte („Sonnwendkranzl“). Mit Johanni beginnt die Erntesaison, das Johanniskraut blüht um diese Zeit, die Johannisbeeren reifen und die Johanniskäfer (Glühwürmchen) schwärmen leuchtend aus.
Im Johannes-Evangelium verkündet Johannes der Täufer die Ankunft von Jesus Christus, dem Lichtbringer. Die angesprochene Lichtsymbolik findet im Brauchtum ihren Ausdruck: Die Johannisfeuer stellen die Sonne dar und sollen dem Sonnenlicht Beistand leisten. Vor allem im Mittelalter waren sie sehr beliebt und haben sich trotz der Verbote der Aufklärung bis in unsere Zeit erhalten. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Feiern zur Sommersonnenwende für ideologische Zwecke missbraucht.
Auch zu Ehren von weiteren Heiligen entzündete man im Juni Feuer oder Sonnwendfeuer wie Vitus oder Peter und Paul. Diese Feuerbräuche, oft allesamt als „Sonnwendfeuer“ bezeichnet verbindet man gerne mit größer angelegten Sommerfesten. Als typische Sonnwendspeisen galten dabei früher Hollerstrauben, Krapfen oder Pofesen.
Früher verbrannte man in den Sonnwend- oder Johannisfeuern alte Besen, Überreste des Maibaumes oder die dürren Zweige des Fronleichnamsschmuckes. Auf die Scheiterhaufen wurden häufig zwei Strohpuppen in alten Kleidern („Sonnwendhansel“ bzw. „Sunnawendhansel“ und „Sonnwendgretel“) gesetzt, die symbolisch böse Dämonen und Krankheiten abwehren sollten („Hanslverbrennen“). Meist tanzte man um das Johannisfeuer herum, sang Lieder und erzählte Geschichten. Über das Feuer zu springen sollte eine baldige Hochzeit oder Glück bringen und vor Krankheit schützen. Die Asche des Johannisfeuers streute man auf die Felder.
Quelle: http://www.brauchtumskalender.at/brauch-62-johannisnacht