Sterben, Tod, Abschied von dieser Welt, das ist ein Kapitel, an dem man nicht vorübergehen kann. Unendlich oft werden wir im Laufe unseres Lebens damit konfrontiert. Nichts weiß der Mensch so sehr, als das er einmal sterben wird. Gerade zu Allerheiligen wird uns dies besonders bewusst und umso mehr denken wir an diesem Tag mit besonders viel Liebe an unsere Vorangegangenen.
Daher ist der 1. November kein Tag wie alle anderen. Obwohl das Fest Allerheiligen, der „Gedenktag der Heiligen“, allen Heiligen und MärtyrerInnen gewidmet ist, wird im Brauchtum das Totengedenken zelebriert, es ist der bevorzugte Termin für den Gräberbesuch. Am frühen Nachmittag finden kirchliche Friedhofsprozessionen mit Andacht, Segnung der Gräber und allgemeinem Totengedenken statt. Die Familien stehen an den Gräbern ihrer verstorbenen Angehörigen, die sie mit Kerzen und Lichtern („Ewiges Licht“, „Seelenlicht“), mit Herbstblumen und grünen Zweigen, mit lang haltbaren Moosgebinden und mit Trockengestecken verziert haben.
Zu Allerheiligen werden in vielen Orten Gedenkfeiern für die in den zwei Weltkriegen gefallenen Soldaten mit Kranzniederlegung abgehalten und Gedenktafeln, Gedächtnisstätten und Kreuze an Straßenrändern mit Blumen und brennenden Kerzen geschmückt.
Weitere Besonderheiten zu Allerheiligen: Versenken von Kränzen für Ertrunkene (z.B. Kranzversenken in der Marktgemeinde St. Nikola, bei dem zwei Männer mit einer Zille auf die Donau hinausfahren und in der Mitte des Flusses einen Kranz zum Gedenken an alle Ertrunkenen ins Wasser lassen). Turmblasen zu Allerheiligen (z.B. in Freistadt).
Seit dem Mittelalter wird am 2. November Allerseelen, das Fest zum Gedenken der Verstorbenen, gefeiert. Es ist dies der Tag, an dem man für die „Armen Seelen“ (die Verstorbenen im Fegefeuer) betet, um ihre Leiden im Purgatorium zu lindern und ihnen auf ihrem Weg in den Himmel beizustehen (im Volksmund „Armseelenkult“). Zahlreiche Volksbräuche sind mit diesem Tag verbunden. Nach katholischem Brauch kann der Allerseelenablass (Buße tun, Almosen geben und fasten sowie Friedhofsbesuch mit bestimmten Gebeten) dazu beitragen, dass den Verstorbenen im Fegefeuer die Sünden erlassen werden und sie daraufhin in den Himmel kommen.
Man bemühte sich daher an diesem Tag besonders um Bettler und Mittellose. Nach altem Volksglauben stiegen in der Allerseelenwoche die „Armen Seelen“ aus dem Fegefeuer zur Erde auf und erholten sich für kurze Zeit von ihren Qualen. Stellvertretend für diese hielt man für mittellose Menschen („Allerseelengeher“ oder „Arme-Seelen-Geher“) Brot, Essen und Allerheiligenstriezel bereit. Stellvertretend für diese beschenkte man mittellose Menschen und Kinder mit Allerheiligenwecken, Allerheiligenstriezel, Allerheiligen-Laibl (im Mühlviertel) oder „Seel-Wöckn“ (Allerseelenwecken).
Diese Gebildbrote sind meist aus Germteig oder Briocheteig geflochtene Zöpfe, die viele Bäckereien Anfang November unter dem Namen Allerheiligenstriezel anbieten. Auch heute noch erhalten viele Kinder von ihren Paten ein solches Gebäck, in welchem ein Geldstück steckt.
„Bitt recht schön um an Allerheiling-Striezel,
aber an weißen, weil an schwarzen kann i net beißen,
an langen, denn an kurzen kann i net daklangan.“
Antwort: „Vergelt’s Gott für die armen Seelen.“
Heischespruch der Allerseelengeher (Zitiert nach Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993, S. 89)
Ein besonderes Gebildbrot ist die sogenannte „Himmelsleiter“ im Raum Kirchdorf an der Krems, die aus aneinander gereihten S-förmigen Stücken aus Brioche- oder Semmelteig besteht und seit Ende des 19. Jahrhunderts zu Allerheiligen nach der Anzahl der „Sprossen“ verkauft wird.
Auf den besonders geschmückten Gräbern brennen zu Allerseelen „Seelenlichter“, die die Verbundenheit zwischen den Lebenden und den Toten versinnbildlichen. Es finden, genau wie zu Allerheiligen, Gräberbesuche und Gedenkfeiern statt. Der Allerseelentag ist kein gesetzlicher Feiertag, aber Schulen und Universitäten bleiben geschlossen.
Quelle/Literatur: OÖ. Brauchtumskalender, siehe http://brauchtumskalender.ooe-volkskultur.at (Euler-Rolle, Andrea: Zwischen Aperschnalzen und Zwetschkenkrampus. Oberösterreichische Bräuche im Jahreskreis. Linz 1993, S. 90f.)
Text: Ingrid Schuller
Fotos: S.H./Archiv